Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 490

1906 - München : Oldenbourg
490 103. Eine Fußreise mit König Max Ii. demnächst Berchtesgaden zu erreichen und uns dort gründlich zu erholen und auszuruhen. König Max konnte die Stubenluft nicht ertragen; in der schwülen Atmosphäre des höfischen Repräsentationslebens fühlte er sich leidend; auf der Jagd, aus der Reise hingegen kehrten ihm Frische und Kraft zurück. Wer ihn darum bloß in seiner Residenz sah, der ahnte jene schwache Konstitution, welche leider so frühen Tod herbeiführte; wer ihn hingegen bloß draußen in den Bergen beobachtete, der würde dem rüstigen Weidmann noch ein langes Leben prophezeit haben. — Der König wußte guten Bescheid in feinem Laude und ganz besonders war er mit den Örtlichkeiten und Volkszuständen des Hochgebirgs vertraut. Da „kannte er sich aus", wie die Bayern sagen. Unterwegs wollte er aber nicht bloß ans den Büchern und Akten, die wir mitführten, sich noch immer genauer über die Gegend unterrichten: er wollte auch aus dem Munde des Volkes lernen. Und manche Kenntnis, die er so gewann, führte rasch zur fördernden Tat. „Ich muß studieren um zu regieren" war sein oft wiederholter Wahlfpruch. — Wir waren zum Höllental an der Zugspitze hinaufgestiegen. Dort spannte sich ein Steg, aus alten mächtigen Stammen gefügt, wie sie jetzt nicht mehr auf diesen Höhen wachsen, über die wohl 50 Fuß breite und mehrere 100 Fuß tiefe Felsenschlucht. Allein die altert Balken waren vermorscht und eine Warnungstafel verbot das Beschreiten des baufälligen Steges bei Strafe. „Königliches Landgericht Werdenfels" stand mit großen Buchstaben unter dem Verbot. Der König hatte das gelesen; trotzdem gelüstete es ihn in hohem Grade über oder wenigstens auf den Steg zu gehen; denn der Blick von dort in die Tiefe mußte grauenhaft schön fein und überdies lagen unten die Trümmer einer Lawine, welche wir vom diesseitigen Rande des Abgrundes nicht erblicken konnten. Nun hatte einer der Führer das Wort fallen lassen, man könnte sich wohl bis zur Mitte des Steges wagen, wenn einer hinter dem anderen gehe und jeder sich genau auf dem linken Balken halte. Da waren denn alle unsere Gegenreden vergebens, daß der König sich nicht nutzlos so großer Gefahr aussetzen möge; er wollte durchaus die Lawine sehen und bestand um so mehr darauf, als er ärgerlich war über eine andere Lawine, die, nach Aussage der Jäger, tags vorher weiter oben niedergegangen sein sollte und unseren Plan vereitelt hatte den Gipfel der Zugspitze zu besteigen. Als aber alles Zureden und Bitten nichts half, deutete einer von uns auf die landgerichtliche Tafel und sprach: „In Ew. Majestät Namen ist dieses Verbot erlassen, die Strafe in Ihrem Namen angedroht; Sie dürfen Ihr eigenes Gesetz nicht mißachten! Betreten wir den Steg, so bricht höchstens der Balken; betreten Sie ihn, so bricht Ihr eigener Rechtsboden unter Ew. Majestät Füßen, auch wenn der Balken hält."

2. Geschichte - S. 115

1913 - Berlin : Oehmigke
7t X — 115 — eine Stunde, und noch zeigen sich die weißen Bläschen nicht, die sich zuerst zeigen müssen, wenn die vollständige Amalgamierung eintritt.“ „Wie mögt Ihr verlangen, gnädiger Herr, daß etwas, was noch nie dagewesen, noch nie geschehen, sich ganz nach den Regeln der gemeinen Scheidekunst gestalte? Noch kann der cölestische Einfluß der tellurischen Materie sich nicht verbinden und wird es auch heute Nacht nicht können, wenn jener Stern dort mit seinem fruchtbaren Strahl nicht durch jenes Quadrat im Fenster die Phiole trifft." „Ihr hattet recht, Leonhard, das von dem Niurou gebaute Laborierhaus da am Schlosse taugte nicht sür unseren Zweck. Die Herde lagen zu niedrig, und wir hatten mit den Ausdünstungen des Bodens zu kämpfen — für eine Apotheke mag das Haus allenfalls gut sein, aber für das Höhere, Geistigere der Wissenschaft taugt dieser Turm hier besser; darum räumte ich Euch auch säst das ganze hohe Haus, die Burg der alten Markgrafen, ein und hoffe, durch Eure guten Dienste dafür entschädigt zu werden." „Entschädigt, gnädiger Herr? Bedenkt, daß ich nur Euch und Eurer Liebhaberei zu Liebe mich mit diesen alchymistischen Versuchen abgebe. Ich habe Euch nie getäuscht, habe Euch nie merken lassen, daß ich die Kunst der Goldtinktur schon verstehe; aber ich hoffte ebenso fest wie Ihr, das herrliche Ziel zu erreichen und die mächtige Tinktur zu erzeugen." „Wie glücklich war ich, Leonhard, daß ich Euch vor sechs Jahren in Frankfurt fand und zufällig Euer fürtreffliches Werk „den Pifon" las. Ohne diesen Zufall hätte ich Euch nie kennen gelernt! — Aber das siebente Kapitel, wo Ihr vom Goldsande in der Spree, von Saphiren beim Dorfe Buchholz und von Rubinen bei Storkow in unserer Mark sprecht, weckte den lebhaften Wunsch in mir, Euch kennen zu lernen, und gleich bei Eurem ersten Besuche heiltet Ihr meine Kurfürstliche Gemahlin von jenem schweren Fieber." „Ihr habt recht, gnädiger Herr, Ihr bedurftet eines Mannes, wie ich bin; aber auch ich bedurfte Eurer. Meine Erfindungen, meine Pläne bedurften eines so gnädigen und wohlwollenden Schützers, um sich als nützlich zu bewähren. Seht meine Buchdruckerei, meine Schriftgießerei, meine Formschneider, Eisengießer, 8*

3. Geschichte - S. 129

1913 - Berlin : Oehmigke
— 129 — zu sprengen und mußte das „Gekehrte über den Rönnstein nach den Häusern hin zusammenbringen lassen, weil sonst der Kehricht, wann er auf dem Damm verbleibet, wieder von einander gefahren" würde. Das Leben war nach jeder Richtung hin geregelt. Wenn der Tag früh sein Ende nahm, dann war kaum jemand auf den Gassen. Dennoch mußten auch „in denen abgelegenen und kleinen Strassen" die dreieckigen Laternen mit ihren drei großen Scheiben „gut und allemal brennen". Die Öllampen, die 15, 20, auch 25 Schritt voneinander entfernt, auf hölzernen Pfählen, etwa 4 Ellen hoch, standen — also nicht nach Pariser Art mitten über der Gasse hingen — sollten angezündet werden, „jedesmahl sobald es des Abends finfter wird, und der Mond nicht mehr scheinet", und dursten „diefelbigen eher nicht ausgelöschet werden, bis der Mond würcklich aufgegangen". Diese brennenden Laternen sahen überaus artig aus, „sonderlich wenn man die Königsstraße durchgehet, alwo man 4 mal durch Creutzstraßen blicket: denn die Leuchten stehen alle egal in gleicher Höhe, und wo es sich sonst schicket in einer Linie". Etwas über 2000 publique Laternen gab es in Berlin. Jede hatte mit Lampe und Pfahl drei Taler und zehn Groschen gekostet. Friedrich Wilhelm I. hatte die Laternen bezahlt. Auch die Kosten für die nächtliche Beleuchtung der Stadt bestritt der König. Der Bürger war selten spät auf den Straßen; aber es konnte wohl geschehen, daß in der Stille der Nachtzeit Bosheit und Übermut sich so weit verstiegen, daß gelegentlich „eine Anzahl Laternen, insonderheit die auf der langen Brücke, ganz und gar abgebrochen und mit den darinnen befindlichen Lampen und Zubehör gestohlen und weggetragen worden" waren. So war es möglich, daß die Laternenfcheiben mit Steinen und Schneebällen eingeworfen, daß die Lampen ausgegoffen und weggenommen, oder gar eine Laterne samt ihrem Holzpfahl gestohlen wurde. Solcher „Frevel" wurde verübt. Deshalb sollten „Exempel statuiert werden". Ward ein „Laternendieb" betroffen und war er vermögend, so wurde er „sofort in Zwey hundert Rthler Fis-califche Straffe condemniret", — oder konnte er das Geld nicht erlegen — so wurde „gegen denselben ohne alle Gnade mit scharffen Staupenfchlägen und Brandmark auf der Stirn verfahren und er dazu des Landes verwiesen. Auf den Türmen der Stadt hatten die Gesellen der Kunst- N o h l, Unsere Mark Brandenburg. Ii. Teil. a

4. Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 153

1907 - Leipzig : Hirt
153 Fig. 139. Lrzdenkmal Friedrichs des Groen in Berlin von Lhr. Rauch. (Enthllt 1851.) S. 72 u. 99. Der König ist in Uniform mit Hnt, Krnungsmantel und Krckstock bargestellt; der Mittelteil des Denkmals ist mit Bildern berhmter Zeit- und Kampfgenossen geschmckt? an den Ecken Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand von Braunschweig, Zieten und Sehblitz.

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 9

1905 - Leipzig : Voigtländer
vor Christi Geburt der König Cheops aufgeführt hat, war einst 146 m hoch (also höher als der Münsterturm in Straßburg) und ist jetzt noch 137 m hoch ; jede ihrer vier Seiten mißt unten 220 m. In ihrem Innern befindet sich nichts als ein längliches Gemach, zu dem einige sehr schmale Gänge führen, und in dem Gemach steht ein leerer Marmorsarg. Als der König Cheops diese Pyramide erbauen ließ — so erzählt ein alter Geschichtschreiber — verlangte er von allen Ägyptern harte Frondienste, und immer mußten 100 000 Menschen drei Monate nacheinander daran arbeiten. Zuerst wurden die Steine in dein östlichen Gebirge gehauen, dann bis an den Nil geschleift, über den Fluß geschafft und an den Ort gefahren, wo die Pyramide errichtet werden sollte. Hierauf wurde ein Damm aufgeführt, auf dem die Steine zu der erforderlichen Höhe gebracht wurden. Alle diese Vorarbeiten kosteten zehn Jahre Zeit, dann fing man erst an, die eigens liche Pyramide zu bauen, und bis zu ihrer Vollendnng brauchte man noch zwanzig Jahre. Die zweite Pyramide ist säst ebenso hoch, wi. die erste; die übrigen sind bedeutend kleiner. Welche Bestimmung diesi Bauwerke hatten, darüber hat man vielerlei Vermutungen ausgestellt jetzt gilt es als gewiß, daß die Pyramideu Grabdenkmäler der Könige gewesen sind. (Vgl. Bild Nr. 1.) 2. Die Obelisken. Auch die Obelisken sind bewundernswürdige Werke der ägyptischen Baukunst. Es sind vierseitige, oben etwas spitzer zulaufende (Säulen aus einem einzigen Granitblock, die wie schlanke Türme bisweilen über 30 in hoch in die Luft ragen. Noch befinden sich mehrere Obelisken in Ägypten, viele liegen in Trümmern. Auch in Europa kann man einige von ihnen sehen. Als nämlich die Römer die Weltherrschaft besaßen und auch Ägypten zu ihrem Reiche gehörte, da ließen römische Kaiser mit großen Kosten und gewaltiger Mühe solche Obelisken nach Rom bringen, wo etliche von ihnen noch heute stehen. 3. Du Denkmäler von Theben. Aber noch weit kunstvoller und lehrreicher, als die Pyramiden und Obelisken, sind die Denkmäler im oberen Ägypten. Dort treten vor allen die Bauwerke der glänzenden Hauptstadt Theben hervor. Man möchte diese Stadt eher eine Stadt der Riesen, als einen Au fett theilt der Menschen nennen: so ungeheuer sind die Denkmäler, deren Trümmer man da erblickt. Es waren ehemals prächtige Tempel und Königspaläste, von riesigen Säulen getragen und auf den Wänden mit reichem Schmuck von Bildwerk geziert; auch gibt es noch eine Menge von Standbildern, die teils

6. Geschichte der Neuzeit - S. 103

1887 - Wiesbaden : Kunze
5, 5. Der schwedisch-französische Krieg. 103 und Schotten, fanden sich gleichfalls ein und waren guten Mutes. Während man sorglos schmauste, traten Deveroux und Geraldin mit dreißig Dragonern durch die Thüren des Speisesaals ein und riesen: „Holla, wer von Euch ist gut kaiserlich?" Gordon, Leßlie und Buttler traten auf die Seite und riefen: „Es lebe Ferdinand!" Die Mörder fielen sogleich über ihre Opfer her und machten sie trotz kräftigen Widerstandes bald nieder. Darauf eilten die Verschworenen über die Zugbrücke in die Stadt, wo alles in tiefem Schlafe lag. Es schlug elf Uhr. Wallenstein war eben von seinem Astrologen Seni weg zur Ruhe gegangen, da stieg Deveroux mit sechs Mann die Treppe hinauf. Der irrt Vorzimmer wachende Kammerdiener ward niedergestoßen, ein anderer entfloh und rief: „Rebellion!" Der Herzog erwachte, sprang aus dem Bette und fragte durch das Fenster die Schildwache, was es gäbe. In diesem Augenblicke trat Deveroux ein. „Bist du der Schelm, der das kaiserliche Volk dem Feinde überliefern und kaiserlicher Majestät die Krone vom Haupte reißen will?" donnerte er den Herzog an; — „du mußt jetzt sterben!" Lautlos empfing der Herzog den Todesstoß (25. Febr. 1634). Sein Leichnam wurde in einen Teppich gewickelt, aus die Citadelle gebracht und zwei Jahre später in der von Wallenstein selbst erbauten Karthause bei Gitschin beigesetzt. Buttler und Leßlie bemächtigten sich der Kostbarkeiten und Papiere des Ermordeten, doch hat sich nichts vorgefunden, wodurch der Verdacht des Hochverrats bestätigt worden wäre. Die Güter des Herzogs und seiner Freunde wurden eingezogen und seinen Verrätern und Mördern gegeben. Gallas erhielt die Herrschaft Friedland, Gordon die Güter Terzkys, Buttler die Kammerherrnwürde und eine goldene Gnadenkette; jeder Dragoner empfing 1500 Mark. Der Kaiser vergoß Thränen, als er die Nachricht vom Tode Wallensteins erhielt. 5. Der schwedisch-französische Krieg 1635—1648. 2ln Wallensteins Stelle übernahm Erzherzog Ferdinand, der Sohn des Kaisers, mit dem Grafen Gallas den Oberbefehl über das kaiserliche Heer. Er versuchte zunächst die Schweden aus Bayern zu vertreiben und rückte die Donau hinauf bis Nördlingen. Hier kam es 1634 zu einer äußerst blutigen Schlacht, welche Bernhard von Weimar verlor. Der Kern des protestantischen Heeres ward vernichtet oder zersprengt; Bernhard selbst rettete sich mit wenigen Truppen über den Rhein. Die erste Folge dieser Niederlage war.

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 135

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
155 Brie fe. . ich etwas melden. Am ,4ten Juli mit Anbruche des Tages fing die Kanonade und das Einwerfen der Haubitzgranaten auf die schrecklichste Art an. Früh nm acht Uhr kam eine solche Granate, in mein Zim- zner, (sie mochte mehr als dreißig Pfund wiegen) zerschmetterte die Stube meines Bedienten, und zündete. Wir löschten den Brand, und machten alle mögliche Anstalten. Weil es aber Granaten und zwölfpfündige Kugeln auf mein Haus und die be- nachbarte Gegend regnete, welches die Absicht ha- den mochte, das zwanzig Schritte von meiner Woh- nung befindliche Pulvermagazin in die Luft zu spren- gen; so packte ich meine Sachen, so viel es ohne Gefahr, erschossen zu werden, anging, zusammen, schaffte sie theils in den Keller, theils in ein Ge- wölbe, und flüchtete Abends um acht Uhr nach der Neustadt zu D.. . Aber auch hier fing am igten die Angst an, und in kurzer Zeit fuhren einige zwölf- pfündige Kugeln, ins Haus, nahe bei mir vorbei. In dieser Lebensgefahr brachten wir bis Sonn- abends zu , wo die Daunische Armee die Seite von der Neustadt befreite, welches die größte Gnade war, die uns Gott in der Beängstigung erzeigen konnte. Denn eben diesen Tag , besonders um zwölf Uhr Mittags, ging das unglücklich? Bombardement der Residenz an. Mehr als hundert Bomben fielen in einer Zeit von drei Stunden auf die Kreuzgasse und Kirche; um zwei Uhr brannte mein Haus, und um vier Uhr wußte ich mein Schicksal. Die Bom- den hatten das Gewölbe, wohin wir alle unsre Sachen geschafft hatten, zerschmettert, und alles verbrannt; der Keller aber war von den Soldaten, die löschen sollten, rein ausgeplündert worden. Mein Bedienter, der treuste Mensch von der Welt, hatte sich so lange im Hanse aufgehalten, bis es anfing einzustürzen, und hatte ein Dutzend solcher Schurken hinaugeprügelt; endlich aber ward er übermannt, und flüchtete zu mir nach Neustadt. Vor Vergnügen, den ehrlichen Kerl, den ich schon für erschossen oder verbrannt hielt, wieder zu sehen, fühlte ich den Schmerz nur halb, den mir die Nach-

8. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 172

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
172 geschnitten, fortan einzig unseren eigenen Krften und Hilfsquellen berlassen, die sich von Stunde zu Stunde immer mehr erschpften. Mit wenig verminderter Strke hielt den ganzen Tag des 1. Julius das Bombardement an und hufte Verwstung auf Verwstung. Das Gebude auf dem ganz mit brennbaren Stoffen angefllten Festungsbauhofe brannte bis auf den Grund nieder; glck-licher war man jedoch bei Rettung eines kniglichen Kornmagazins, wo das Feuer noch erstickt wurde..... Solchergestalt von Schrecken umgeben und auf noch Schrecklicheres gefat, sahen wir der nchsten Nacht entgegen. Das feindliche Geschtz vereinigte sich zu neuen, noch hheren Anstrengungen, und das anhaltende Geprassel einstrzender Gebude, fallender Ziegel und klirrender Fensterscheiben betubte das Ohr der-gestalt, da auch der Donner des Feuers nicht selten berhrt wurde. Alle jammervollen Szenen der vorigen Nacht erneuerten sich in noch weiterem Umfange. Aber mitten in der ringsum drohenden Gefahr erzeugte sich auch all-mhlich bei vielen eine Gleichgltigkeit, die nichts mehr zu Herzen nahm. Wenn auch nicht der Mut, so war doch die Kraft erschpft; Anstrengung, Schlaflosigkeit, immerwhrende Anspannung des Gemts und Sorge fr Weib und Kind wirkten auf die meisten mit solchem Gewichte, da sie selbst in den Trmmern ihrer Wohnung sich ein noch irgend erhaltenes Pltzchen ersahen, um den bis in den Tod ermatteten Gliedern einige Ruhe zu gnnen. Da geschah es, da eine Bombe, verderblicher als alle brigen, in denjenigen Teil des Rathauses niederfuhr, wo sich die Ratswage befand, und ein hellaufflackerndes Feuer war die unmittel-bare Folge ihres Zerspringens. Als naher Nachbar sprang ich auf, um, was ohne-hin mein angewiesener Beruf war, schnelle Anstalten zur Brandlschung zu betreiben; denn an der Erhaltung des ansehnlichen Gebudes, in welchem unsere Stadtarchive und viele andere wertvolle Sachen ausbewahrt lagen, mute uns allen vorzglich gelegen fein. Aber ringsum in meiner Nachbarschaft regte sich keine menschliche Seele zum Lschen und Retten. Ich rannte hierhin und dorthin Zu den nchsten Bekannten, braven und wackeren Mnnern, aber schlaftrunken und ohne Gefhl fr die drohende Gefahr nahmen sie mein Bitten und Ermuntern ebenso gleichgltig auf wie mein Schelten und Toben... So eilte ich, das nchste Wachthaus auf dem Walle zu erreichen und den dort kommandierenden Offizier um schleunigen Beistand zu bitten. Wild strmte ich in das halbdunkle Wacht-zimmer hinein. Ich sehe auf der Pritsche sich eine Gestalt regen, die ich nicht er-kenne. Bester Mann, zu Hilfe!" rufe ich, das Rathaus steht in Flammen!" Ach, du armer Nettelbeck!" spricht der Offizier, sich mir gegenber erhebend und meinen Schrei weniger als mein Jammerbild betrachtend. Jetzt erst an der Stimme erkenne ich ihn, es ist Gneisenau. Er hrt, er erfhrt; er gibt mir einen Adjutanten samt einem Tambour mit; die Lrmtrommel wird gerhrt; Soldaten erscheinen; Patrouillen durchziehen die Straen; durch krftigere Lsch-anstalten werden zwei Seiten des ein groes Viereck bildenden Gebudes er-halten, während der schon ergriffene Teil bis zum Abend des folgenden Tages in sich selbst niederbrennt und fortglimmt..... So besonnen, wo es handeln galt, so allgegenwrtig gleichsam, wo eine Gefahr nahte, so beharrlich, wo nur die angespannte Kraft zum Ziele führen konnte, wie der Kommandant in dieser furchtbaren Nacht sich zeigte, hatte er immer und berall feit dem ersten Augenblick seines Austretens sich erwiesen. Seit Wochen war er so wenig in ein Bett wie aus den Kleidern gekommen. Nur einzelne

9. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 120

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
120 achtundvierzig 9 Gulden. Von den Musketieren erhielten vierzig 10 Gulden, fünfundsechzig 9 und sünfundsiebzig 8 Gulden. Die Besoldung der Chargen war weit höher und namentlich bei den Offizieren sehr bedeutend; so bekam der Rittmeister monatlich 174 Gulden, der Lieutenant 80 Gulden, der Fähnrich 40 Gulden. Wenn man die sächsische Berechnung zur Grundlage nimmt, so kostete ein Reiterregiment mit den sonstigen Nebenauslagen jährlich ungefähr 260000, ein Regiment Fußvolk ungefähr 450000 Gulden, die Auslagen für 12 Geschütze wurden für den gleichen Zeitraum mit 60000 Gulden berechnet. Die Besoldung der obersten Truppenführer war viel höher als die der niederen Offiziere, sie bewegte sich in den Jahren 1618 bis 1620 zwischen 2000—10000 Gulden monatlich und blieb auch in der Folgezeit auf gleicher Höhe. Im Laufe des Krieges erhöhte sich der Sold der Soldaten bedeutend, was zum Teil darin feinen Grund hatte, daß das Geld größtenteils schlechter geprägt wurde und deshalb einen geringeren Wert hatte. Eine Ordinanz des kaiserlichen Obersten Verdngo aus dem Jahre 1627 ordnet für fein Regiment folgende Soldverhältniffe für jede einzelne Woche an: für den Oberst 500 Thaler, für den Oberstlieutenant 150, für den Rittmeister 100, für den Lieutenant 40, für den Fähnrich 35, für den Wachtmeister 12, für den Korporal 9, für den gemeinen Mann 4 Thaler. In ähnlicher Weise regelte Verdugo die Zahlung für das Fußvolk, nur mit dem Unterschiede, daß der Fußknecht wöchentlich etwas über 2 Thaler erhalten sollte. Neben dieser Zahlung mußte den Soldaten noch Holz, Salz und Licht geliefert und eine Lagerstätte eingeräumt werden. Wurden sie noch verköstigt, so wurde ihnen die Hälfte des Soldes abgezogen. Weit schlimmer stand es mit den Verfügungen für die Verpflegung des Heeres, welche von Waldstein direkt ausgingen. Wir wollen als Beispiel eine derartige Verordnung anführen, die zu Ende des Jahres 1627 für Schleswig-Holstein erlassen wurde, nach welcher der Oberst wöchentlich 300 Gulden, der Oberstlieutenant 120, der Hauptmann 75, der Lieutenant 25, der Kaplan 10, der Feldwebel 8, ein gemeiner Soldat 2 Gulden und nebstdem noch die Lagerstätte, Holz, Salz und Licht erhalten sollten. Überdies sollten für ein Pferd täglich 12 Pfund Heu und wöchentlich 2 Gebünde Stroh geliefert werden. Im Falle den Betreffenden die Barzahlung zu schwer fein sollte, wurde ihnen gestattet, dieselbe bei den Unteroffizieren und der gemeinen Mann-

10. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 379

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
in deren Ränmen die feierliche Verkündigung des deutschen Kaisertums vor sich gehen sollte. An dem' Mittelpfeiler der nach dem Park führenden Südseite stand ein Altar, dessen rot-samtne Decke ein großes Eisernes Kreuz schmückte. Zur Rechten und Linken des Altares waren die von den einzelnen Armeecorps entsandten Truppen verteilt, während den Fahnenträgern auf einer Estrade an der Ostseite des Festsaales Platz eingeräumt worden war. Die nördliche Längenseite der Galerie wurde von den Offizieren der verschiedenen Truppenteile, sechshundert an der Zahl, eingenommen. Mittlerweile hatte König Wilhelm die Präfektur verlassen und einen einfachen, bequemen Reisewagen bestiegen. Auf dem Schloßhofe empfing ihn eine Ehrenwache, welche sich aus einer Kompanie des Königs - Grenadierregiments zusammensetzte. Der königliche Herr trat an den Standartenträger heran und nahm die bei Weißenburg arg zerschossene Fahne in seine Hand. Einige Sekunden blickte er sie unverwandt an, und man merkte es den Mienen des greisen Herrschers deutlich an, daß Erinnerungen bedeutsamer Art feilt Herz berührten: war doch die Fahne, welche jetzt in seiner Hartt) ruhte, dieselbe gewesen, über welcher er vor vierundsechzig Jahren bei Eintritt in die Armee den Diensteid geleistet hatte. Welcke Fülle von Ereignissen und herben Erfahrungen lagen in diesem Zwischenraum, der den zehnjährigen Prinzen von Deutschlands Kaiser trennte. Jetzt trat der König in das Schloß ein, und die historisch denkwürdige Feier, deren noch unsere spätesten Enkelsgeschlechter in Ehrfurcht gedenken werden, nahm ihren Anfang. Kaum hatte der edle Heldenkreis den Raum betreten, als ein Sängerchor anstimmte: „Jauchzet dem Herrn, alle Welt!" Es mochte wohl auch das erste Mal sein, daß diese Räume, dem Ehrgeiz und der Hoffart geweiht, geheiligte Klänge vernahmen, und allerdings nahmen sich, gegenüber der andächtigen Versammlung, die hochmütigen Gesichtszüge Ludwigs Xiv., dessen Porträt von allen Pfeilern und Wänden niedersah, eigen genug aus. König Wilhelm hatte vor dem Altar Aufstellung genommen, während sich das hohe Gesolge im Halbkreise um ihn gruppierte. Aller Augen waren aus die würdige Gestalt des Hofprediger Rogge gerichtet, welcher am Altare stand und die Festrede begann, in der er zuerst darauf hinwies, daß gerade vor einhundert und siebzig Jahren Preußens Königsthron gegründet und im
   bis 10 von 321 weiter»  »»
321 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 321 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 8
2 9
3 17
4 2
5 233
6 1
7 47
8 4
9 21
10 57
11 2
12 54
13 2
14 1
15 0
16 26
17 0
18 1
19 9
20 5
21 3
22 0
23 0
24 8
25 2
26 3
27 2
28 25
29 2
30 2
31 2
32 3
33 17
34 2
35 1
36 68
37 135
38 1
39 20
40 1
41 0
42 0
43 1
44 1
45 28
46 1
47 8
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 52
1 1854
2 35
3 312
4 244
5 24
6 70
7 303
8 1142
9 1246
10 180
11 72
12 221
13 190
14 220
15 440
16 1933
17 11366
18 82
19 5184
20 636
21 212
22 91
23 1423
24 62
25 388
26 212
27 43
28 403
29 972
30 78
31 113
32 648
33 95
34 702
35 250
36 1456
37 708
38 4641
39 3386
40 224
41 723
42 409
43 120
44 128
45 3394
46 551
47 34
48 28
49 56
50 8
51 608
52 827
53 666
54 758
55 299
56 292
57 94
58 113
59 2622
60 474
61 59
62 38
63 110
64 255
65 117
66 620
67 264
68 2335
69 414
70 42
71 2352
72 1126
73 333
74 232
75 750
76 551
77 2427
78 240
79 91
80 102
81 63
82 972
83 282
84 105
85 1703
86 644
87 2990
88 414
89 56
90 257
91 321
92 3769
93 21
94 6238
95 62
96 393
97 103
98 2418
99 60

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 7217
1 749
2 679
3 1042
4 48
5 163
6 1872
7 38
8 44
9 40
10 95
11 184
12 4808
13 1425
14 261
15 43
16 43
17 131
18 82
19 180
20 144
21 30
22 99
23 41
24 1389
25 1136
26 117
27 67
28 830
29 212
30 71
31 124
32 668
33 880
34 895
35 93
36 126
37 56
38 206
39 382
40 80
41 143
42 967
43 4907
44 35
45 60
46 797
47 1145
48 223
49 86
50 1898
51 2875
52 851
53 53
54 257
55 71
56 83
57 74
58 158
59 1231
60 83
61 102
62 234
63 31
64 78
65 321
66 122
67 31
68 44
69 43
70 137
71 52
72 526
73 147
74 113
75 877
76 98
77 49
78 125
79 26
80 115
81 4957
82 372
83 267
84 679
85 85
86 167
87 150
88 51
89 1216
90 151
91 350
92 174
93 43
94 360
95 1189
96 144
97 131
98 37
99 116
100 1431
101 128
102 2395
103 49
104 164
105 926
106 232
107 1129
108 88
109 150
110 493
111 594
112 566
113 379
114 991
115 2062
116 370
117 53
118 29
119 386
120 398
121 811
122 213
123 1483
124 3757
125 7231
126 118
127 813
128 56
129 676
130 162
131 3498
132 35
133 693
134 139
135 82
136 1282
137 405
138 51
139 179
140 446
141 51
142 2892
143 1478
144 53
145 394
146 92
147 229
148 44
149 124
150 22
151 94
152 1593
153 118
154 815
155 178
156 164
157 96
158 18
159 254
160 200
161 108
162 55
163 38
164 175
165 162
166 368
167 374
168 3267
169 440
170 33
171 59
172 272
173 941
174 35
175 3120
176 31
177 671
178 81
179 596
180 220
181 163
182 240
183 2591
184 176
185 498
186 93
187 179
188 344
189 392
190 158
191 38
192 124
193 144
194 166
195 434
196 1936
197 49
198 23
199 264